5 Dinge, die Sterbende bereuen & warum es für traumatisierte Menschen so schwer ist, sie umzusetzen

Veröffentlicht am 2. Dezember 2025 um 10:47

Warum traumatisierte Menschen die fünf Dinge, die Sterbende bereuen, so schwer umsetzen können
Ein traumainformierter Blick auf Lebensreue, Überlebensstrategien und die Kunst, wieder wirklich zu leben

Viele kennen die berühmte Liste der fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Sie klingt so logisch, so weise, so einfach umzusetzen – zumindest theoretisch. Doch wer ein Bindungs- oder Entwicklungstrauma erlebt hat, weiß: Das, was kognitiv klar scheint, ist emotional und körperlich oft unerreichbar. Nicht, weil wir nicht wollen. Sondern weil unser Nervensystem auf Überleben programmiert wurde, lange bevor wir überhaupt entscheiden konnten.

In meinem aktuellen YouTube-Beitrag gehe ich detailliert auf diese fünf Punkte ein. In diesem Blogartikel möchte ich einen Überblick geben: Warum fällt es gerade traumatisierten Menschen schwer, diese lebenswichtigen Erkenntnisse umzusetzen? Und was kann helfen?

Was Sterbende am häufigsten bereuen – und warum Trauma uns blockiert

Die fünf klassischen Reuepunkte stammen aus der langjährigen Erfahrung von Menschen, die Sterbende begleitet haben. Es sind universelle Themen:

  1. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben – nicht das, was andere von mir erwartet haben.“

  2. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.“

  3. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.“

  4. „Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.“

  5. „Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.“

Klingt einfach, oder? Doch für Menschen mit Trauma sind genau diese Punkte mit den tiefsten Überlebensmustern verknüpft.

1. Das eigene Leben leben – wenn Anpassung Überleben bedeutete

Menschen mit frühen Bindungsverletzungen lernen oft:
„Ich bin sicher, wenn es den anderen gut geht.“
„Ich muss funktionieren.“
„Ich darf nicht auffallen.“

Authentizität und Selbstverwirklichung sind für Kinder nur möglich, wenn sie als sie selbst gesehen und gehalten werden. Fehlt das, wird Anpassung zur Überlebensstrategie.
Dass Sterbende bereuen, nicht ihr eigenes Leben gelebt zu haben, ist für traumatisierte Menschen nicht nur ein Aha-Moment – es kann tiefe Trauer auslösen. Denn der Mut, eigene Wünsche zu spüren, ist oft abgespalten worden.

2. Weniger arbeiten – wenn Leistung Sicherheit gibt

Viele Traumaüberlebende flüchten in Arbeit:
• um nicht zu fühlen
• um Kontrolle zu behalten
• um sich Wert zu erarbeiten
• um nie wieder abhängig zu sein

Arbeit kann ein stabilisierender Faktor sein, aber auch eine Betäubungsstrategie. Zu erkennen, dass am Lebensende keiner wünscht, mehr gearbeitet zu haben, kann schmerzhaft sein – denn Arbeit war oft das, was Halt gegeben hat, wenn sonst nichts sicher war.

3. Gefühle ausdrücken – wenn Emotionen früher gefährlich waren

In traumatischen Kindheiten wurde häufig vermittelt:
„Sei nicht so sensibel.“
„Wein nicht.“
„Sei vernünftig.“
„Streng dich an.“
Oder noch schlimmer: Gefühle wurden bestraft oder lächerlich gemacht.

Kein Wunder, dass viele Erwachsene ihre Emotionen nicht mehr wahrnehmen, geschweige denn ausdrücken können.
Dass Sterbende bereuen, ihre Gefühle nicht gezeigt zu haben, trifft traumatisierte Menschen besonders – denn oft war es nie erlaubt.

4. Freundschaften pflegen – wenn Bindung gleichzeitig Risiko bedeutet

Wer Bindungstrauma erlebt hat, kennt das Dilemma:
Wir sehnen uns nach Nähe – und fürchten sie gleichzeitig.

Aus Schutz werden Beziehungen oft oberflächlich gehalten, Kontakt abgebrochen, Nähe vermieden oder nur einseitig gelebt. Sterbende bereuen häufig den Verlust echter Freundschaften – doch traumatisierte Menschen wissen: Diese Nähe war oft nicht möglich, ohne das ganze System zu überfordern.

5. Glück zulassen – wenn das Nervensystem permanent auf Gefahr eingestellt ist

Für viele Traumaüberlebende fühlt sich Glück ungewohnt oder sogar bedrohlich an.
Entspannung löst Alarm aus.
Freude wirkt „zu groß“.
Sich sicher fühlen ist ungeübtes Terrain.

Das Nervensystem glaubt:
„Wenn ich die Wachsamkeit aufgebe, passiert etwas Schlimmes.“

Dass Sterbende bereuen, sich nicht erlaubt zu haben, glücklicher zu sein, ist für traumatisierte Menschen deshalb oft der schmerzlichste Punkt von allen.

Warum Verständnis allein nicht reicht

Kognitiv verstehen wir alle diese Punkte.
Aber Trauma sitzt nicht im Kopf – es sitzt im Nervensystem, im Körper, in tief eingeprägten Mustern.

Deshalb scheitern Menschen nicht an Weisheit oder Motivation. Sie scheitern an Überlebensprogrammen, die stärker sind als jeder Vorsatz.
Erst wenn wir traumasensibel arbeiten – also mit Nervensystem, Körper, Bindungsmustern und schrittweiser Regulation – wird Veränderung überhaupt möglich.

Wie ein traumasensibler Weg aussehen kann

Ein Weg heraus aus diesen Mustern bedeutet:
• Langsamkeit - energetisches Entspannen mit Reiki
• Sicherheit vor Veränderung 
• Regulation statt Selbstvorwürfe - systemische Betrachtungsweise - Familienmuster erkennen 
• Körperübungen statt rationaler Tipps -  traumasensibles Kundalini - Yoga 
• Verbindung, nicht Perfektion
• Integration statt „wegmachen“ von Trauma - traumasensibles Coaching

Wir können erst dann ein erfülltes Leben führen, wenn unser inneres System gelernt hat, dass es sicher ist, authentisch zu sein, Gefühle zu zeigen, Nähe zuzulassen und Glück zu empfangen.

Fazit: Die fünf Dinge zeigen uns, wonach wir uns alle sehnen

Die Reuepunkte Sterbender zeigen uns, was wirklich zählt.
Doch für traumatisierte Menschen sind diese Wünsche oft tief verschüttet oder schwer erreichbar – nicht aus Schuld, sondern aus Schutz.

Trauma-sensible Wege ermöglichen es, diese universellen Lebenswünsche wieder zu spüren und Schritt für Schritt in das eigene Leben zu integrieren.
Darum werde ich in den kommenden Podcastfolgen jeden Punkt einzeln beleuchten und zeigen, welche Schritte wirklich helfen können.

Mehr dazu – und mein ausführliches Video – findest du auf meinem YouTube-Kanal.